"Casino, aber anders"
Castle Casino-Verwaltungsrat Michael Moosleithner im Gespräch

28.06.2024

Michael Moosleithner hat seinen Magister in Management und Recht am Management Center Innsbruck gemacht und danach mehrere Jahre Berufserfahrung in Marketing und Verlagswesen in Mexiko und Hongkong gesammelt. 2013 stieg er in Wien in die Firma NetValue mit dem Schwerpunkt Marketingberatung, eLearning und Wissensmanagement ein. 2017 kehrte er als Marketingmanager für Casinos Austria nach Liechtenstein zurück und startete kurze Zeit später das Projekt Castle Casino in Vaduz. Wir haben uns mit ihm über die Casinolandschaft Liechtensteins, Spielerschutz und lebenslanges Lernen unterhalten.

Katharina Silva: Warum ein neues Casino in Vaduz, wie hat dieses Projekt gestartet?

Michael Moosleithner: Gestartet hat das Projekt wie so manche Idee an einem Abend mit Freunden, wenn man zusammensitzt und Ideen spinnt. Und diese Idee hat mich dann über die nächsten Wochen und Monate nicht losgelassen. Man hat immer wieder daran gearbeitet und so ist langsam aber sicher ein erster Businessplan zustande gekommen – der fast diametral unterschiedlich zu dem war, was schlussendlich eröffnet wurde.

Damals gab es im südlichen Teil von Liechtenstein, im Oberland, kein Casino und nur drei Player am Markt und noch nicht fünf. Ursprünglich war ein sehr kleines Casino geplant, das sich aber später als nicht wirtschaftlich herausstellte, weshalb wir den Plan vergrößerten. Die ersten Investments haben wir dann sehr schnell gefunden, was uns den Auftrieb gegeben hat, um das Projekt weiterzuverfolgen.

War es eine Herausforderung, die Lizenz für das Casino zu erhalten?

Im Gegensatz zur Schweiz und Österreich wo Lizenzen für Casinos vergeben werden, hat Liechtenstein ein Bewilligungssystem. Das heißt, in Liechtenstein kann jeder, der die – allerdings sehr hohen – Anforderungen erfüllt, eine Bewilligung bekommen und nach dem Prinzip der freien Marktwirtschaft zeigt sich, wer überlebt. Das ist auch der Grund, warum es ab 2017 so einen Casino-Boom in Liechtenstein gab und letztendlich ein vorübergehendes Moratorium beschlossen wurde, das noch bis Ende 2025 läuft.

Was ist die Strategie des Castle Casinos, um in diesem liberalen Markt zu bestehen?

Das Castle Casino ist ein Casino von Liechtensteinern für Liechtensteiner. Der überwiegende Teil der Investoren war in der Projektphase bis hin zur Eröffnung Liechtensteiner und so sind wir auch am Markt aufgetreten. Wir haben immer versucht, ein klassisches Casino zu sein, aber modern, und ein bisschen anders, interpretiert. Daher auch der Slogan „Casino, aber anders“.

Der zweite USP, da habe ich mir Wien ein bisschen zum Vorbild genommen, ist die Lage mitten in der Vaduzer Fußgängerzone. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass sich die Branche nicht zu verstecken braucht und wollte sie dahin bringen, wo die Bevölkerung ist. Rückblickend hat dies den Nachteil, dass Parkplätze Mangelware sind.

Ist der Parkplatzmangel auch der Grund für den geplanten Umzug nach Schaan und die Umbenennung in Alpin Royal Casino im November?

Nur zum Teil. Ein Hauptgrund neben der Bequemlichkeit ist, dass der typische Casino-Gast in Liechtenstein eine gewisse Größe des Casinos erwartet. Durch einen neuen Investor mit langjähriger Erfahrung im Glücksspielmarkt eröffnete sich die Gelegenheit, in ein neues Gebäude in Schaan zu übersiedeln, in dem es auch ein Hotel geben wird. Wir haben dort eine bessere Parkplatzsituation, ein größeres Angebot, einen verbesserten Nichtraucherbereich und können Synergien mit dem Restaurant und Hotel nutzen.

Werdet ihr auch Online-Glücksspiel anbieten?

Nein, weil es in Liechtenstein derzeit keine Bewilligungsmöglichkeit für Online Casinos gibt.

Gibt es überhaupt eine Überschneidung zwischen Gästen von terrestrischen Casinos und Online-Spielern? Oder sind das zwei komplett unterschiedliche Zielgruppen?

Seit Corona gibt es mehr Überschneidungen, weil die Casinos geschlossen waren und die Leute angefangen haben, zu Hause auf der Couch zu spielen. Und ich habe immer gesagt, unsere erste Aufgabe ist, dass wir die Menschen wieder dazu bringen, sich eine Hose anzuziehen und rauszugehen. Die Zeiten von Krawattenpflicht und strengen Kleidervorschriften im Casino sind vorbei, aber ein gepflegtes Auftreten wird natürlich erwartet und gehört auch zum Casino-Erlebnis. Was außerdem viele nicht bedenken, ist, dass der Spielerschutz in Casinos deutlich besser ist als online.

Wie funktioniert der Spielerschutz im Castle Casino?

Wir haben modernste Kamerasysteme, die Spieler hinsichtlich Anzeichen auf eine potenzielle Spielsucht beobachten, und ein sogenanntes Sozialkonzept für die weitere Vorgangsweise. Dieses Sozialkonzept muss von einer zertifizierten Stelle ausgearbeitet werden und wir als Castle Casino arbeiten mit dem Institut für Glücksspiel und Abhängigkeit in Salzburg zusammen, das genau auf Spielsucht spezialisiert ist. Wir sind sogar noch einen Schritt weiter gegangen und haben ein Mitglied dieses Instituts in unserem Verwaltungsrat, sodass der Spielerschutz und das Sozialkonzept in sämtliche strategische Entscheidungen eingebunden werden.

Und dann gibt es ein ganz klares Prozedere: Das fängt mit Beobachten an, dann wird der Gast von geschulten Mitarbeitern aktiv auf sein Spielverhalten angesprochen. Es kann so weit gehen, dass wir von diesem Gast sogar finanzielle Dokumente verlangen müssen, um sicherzustellen, dass er durch seine Ausgaben nicht seinen Lebensunterhalt gefährdet. In diesem Fall würde er gesperrt werden und darf dann in keinem Casino in Liechtenstein mehr spielen.

Zusätzlich zu deiner Tätigkeit als Verwaltungsrat des Castle Casinos hast du letztes Jahr auch noch den International Executive MBA an der Universität St.Gallen begonnen. Warum mit so viel Berufserfahrung noch einmal studieren?

Die schöne akademische Standardantwort ist das lebenslange Lernen. Gerade in unserer heutigen Zeit, wo die Technik – allen voran derzeit KI – so rasant voranschreitet, ist Weiterbildung immer wichtiger. Aber mich hat diese Ausbildung schon länger sehr interessiert. Ich hatte mich 2017 schon einmal dafür beworben und dann hat mir meine Frau eröffnet, dass sie schwanger ist. Diese Ausbildung ist vergleichbar mit einem 40%igen Job – das geht sich mit einem neuen Job und einem neuen Baby nicht aus. Doch jetzt wo unsere Kinder etwas älter sind und mit meinem Wechsel von der Geschäftsleitung in den Verwaltungsrat wurde es möglich.

Du bist also verheiratet, hast zwei Kinder, arbeitest als Verwaltungsrat an der strategischen Ausrichtung des Castle Casinos und absolvierst ein internationales Managerstudium. Wie sieht deine Work-Life-Balance aus?

Die Work-Life-Balance bei mir funktioniert derzeit aufgrund eines einzigen Faktors und das ist meine Frau. Der MBA umfasst 14 Module, wovon mindestens fünf im Ausland zu absolvieren sind – von Los Angeles und San Francisco über Kapstadt und Peking bis Singapur. Es ist sehr spannend, aber auch herausfordernd. Ohne den Rückhalt und die Unterstützung meiner Frau wäre es schlicht und ergreifend nicht möglich.

Vielen Dank für das Gespräch!

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