Das Beschaffungswesen hat sich längst vom operativen Einkauf hin zu einer wichtigen strategischen Säule eines Unternehmens entwickelt. Moderne Beschaffung ermöglicht Innovation und Wettbewerbsvorteile, und trägt somit zum Gesamterfolg eines Unternehmers bei. Neben Digitalisierung ist Transparenz und Nachhaltigkeit ein starker Trend. Die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit in der Beschaffung hat verschiedene Gründe.
Kunden und Konsumenten
verlangen vermehrt nach ökologisch und sozial konformen Produkten und Dienstleistungen. Fragen, wie zum Beispiel «woher kommt dieses Produkt» und «unter welchen Bedingungen wurde dieses hergestellt» werden immer öfter gestellt. Natürlich ist der Preis eines Produktes ein entscheidender Kauffaktor. Wenn mir als Kunde jedoch bekannt ist, dass ich beim Kauf unethische Arbeitsbedingungen oder lange Transportwege in Kauf nehme, prüfe ich allenfalls alternative Lösungen.
Gesetzliche Anforderungen steigen
Das in Kürze etablierte EU-Lieferkettengesetz zeigt, in welche Richtung die Reise geht. Lieferketten werden transparenter und Anforderungen steigen. Firmen, die abwarten und nur den absolut minimalen Aufwand betreiben, werden voraussichtlich nicht erfolgreich sein. Dazu kommt, dass viele Unternehmen noch nicht erkannt haben, inwiefern sie betroffen sind. Zum Beispiel ist ein Liechtensteiner Unternehmen, das nach Deutschland liefert, bereits heute indirekt aber vollumfänglich vom bereits geltenden deutschen Lieferketten Sorgfaltspflichtengesetz (LKSG) betroffen.
Regelmässig kommen Unternehmen aus der Schweiz, Österreich und Liechtenstein auf uns zu, weil sie mit exakt diesen Anforderungen frisch konfrontiert werden. So sind sie selbst als Lieferant und wiederum mit den vorausgehenden Lieferanten herausgefordert, die Kriterien zu erfüllen. Unternehmen, die frühzeitig ihre Chancen nutzen und das Thema proaktiv angehen, sichern ihre Kundenbeziehungen, optimieren ihre Produkte und erschliessen mögliche neue Geschäftsfelder. Und sie steigern ihr Image.
Kostenreduzierung
Unternehmen können durch nachhaltige Beschaffung die Kosten reduzieren. Dies belegt eine Studie des World Economic Forum in Zusammenarbeit mit Accenture. Laut dieser Studie können die Supply Chain Kosten um 9-16% reduziert werden. Zum Beispiel können bei energie-effizienteren Prozessen und anderen Einsparungen Kosten verhindert werden.
Nachhaltige Beschaffung kann Unternehmen dabei helfen, ihre Produktivität zu steigern und ihre Reputation zu verbessern. Indem sich die Unternehmen mit ihren Risiken beschäftigen, werden problematische Lieferanten identifiziet und allfällige Schwächen in den Lieferketten aufgedeckt.
Die nachhaltige Beschaffung stellt ein leistungsfähiges Instrument dar, wenn die Potentiale ausgeschöpft werden. Wir sind davon überzeugt, dass neue Ansätze mit einem offenen und konstruktiven Dialog zwischen Lieferanten und Kunden starten sollten. Dieser Prozess muss strukturiert und ganzheitlich angegangen werden.
Autor
Benjamin Biedermann ist Partner bei der PERFACT Consulting GmbH und unterstützt Unternehmen dabei, Nachhaltigkeit zu einem festen Bestandteil ihrer Organisation zu machen. Sein Fokus liegt auf der Förderung des ökosozialen Wirtschaftens. Dabei bringt er umfangreiche Erfahrungen aus technischen und betriebswirtschaftlichen Bereichen mit. Sein Leitsatz lautet: " Nachhaltigkeit muss wirtschaftlich sein und Wirtschaften muss nachhaltig sein".
PERFACT CONSULTING ist ein Beratungsunternehmen rund um ESG (Environmental–Social– Governance) mit Fokus auf Geschäftschancen und 30 Jahren Expertise in der Personalentwicklung, Leadership und Sales – schwerpunktmäßig tätig im Wirtschaftsraum D-A-CH-FL.
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Kommentare
Mär 23
Sinnvoll - im doppelten Sinn
Macht Sinn - einerseits die Reputation verbessern, andererseits die Produktivität steigern: ich hoffe, dass zukünftig Unternehmen diese Chance noch viel intensiver nutzen, dies das "neue Normal" wird!
Mär 23
Supply Chain Challenge
Viele Unternehmen stellen gerade jetzt fest, dass von ihren Kunden, direkt oder indirekt von der gesetzlichen Vorgabe (u.a. dt. Lieferketten Sorgfaltspflichten-Gesetz) gefordert sind, in der gesamten Wertschöpfungskette ökosoziale Probleme anzupacken und aufzulösen.
Wie sieht das in Ihrem Unternehmen aus?
Welche Erfahrungen haben Sie in diesem Zusammenhang gemacht?
Wir freuen uns auf einen regen Dialog.