Wie digital kann die Personalbranche sein?

12.08.2019
Mann und Frau bei Jobinterview schütteln Hände
Eine vollständige Digitalisierung der Recruitmentprozesse erscheint weder machbar noch sinnvoll. (Foto: iStock by Getty/Antonio Guillem)

Günther Strenn ist Gründer der digitalen Headhunting-Plattform JobRocker. Er berichtet, warum er dennoch auch ein Verfechter der persönlichen Personalauswahl ist.

Obwohl ich Gründer von JobRocker, einer digitalen Headhunting-Plattform bin, ­glaube ich fest daran, dass eine komplette Digitalisierung der HR-Prozesse nicht der richtige Ansatz ist. Ich bin der festen Überzeugung, dass der Faktor Mensch, die Erfahrung und seine Expertise nicht ausgetauscht werden können. Vielmehr sollte die Digitalisierung als Hilfsmittel ­dienen, den zugrunde liegenden Prozess zu vereinfachen und einfacher administrierbar zu machen.

Wachsendes Geschäftsfeld

Die Personalberatungsbranche ist nach wie vor ein stark wachsendes Geschäftsfeld. Die Anzahl an Personalberatern steigt von Jahr zu Jahr. Alleine in der Schweiz gab es 1.288 Personalberater im Jahr 2018, was den Bedarf für derartige Dienstleistungsangebote aufzeigt (Quelle: Studie Interconnection). Personalverantwortliche werden regelrecht von riesigen Datenmengen aus unterschiedlichsten Plattformen überschüttet, was einen enormen administrativen Aufwand bedeutet. Ebenso spielt die Expertise von spezialisierten Fachberatern eine wichtige Rolle, die HR-Verantwortliche immer öfter zu externen Dienstleistern greifen lässt. Besonders wichtig hierbei sind eine professionelle Zusammenarbeit und Kommunikation zwischen Personalberatern und Unternehmen, die sich ebenfalls nur äusserst schwer digital abbilden lässt.

Faktor Mensch

Tablet zeigt JobRocker App (Foto: JobRocker)Mit JobRocker haben wir versucht, den Grossteil des Recruiting-Prozesses zu ­digitalisieren, versuchen jedoch, den ­Faktor Mensch nicht ausser Acht zu ­lassen. Wir haben einen selbstlernenden Algorithmus entwickelt, der die geeignetsten Kandidaten für eine ausgeschriebene Stelle aus unserer riesigen Datenbank vorselektiert und entsprechend der gewählten Parameter listet. Diese Vorselektion erlaubt die effiziente Bearbeitung jeder Stellenausschreibung durch unsere spezialisierten Fachberater. Diese übernehmen die Kandidatenauswahl und führen persönliche Interviews, um im aktuellen „War of Talents“ die talentiertesten Kandidaten zu finden. Nur durch den persönlichen Kontakt können wir garantieren, dass die Kandidaten perfekt auf die Stelle passen und das Unternehmen auch die Erwartungen und Wünsche des Bewerbers erfüllt.

Durch unseren Machine-Learning-Algorithmus und die dadurch resultierende effiziente Arbeit unserer HR-Consultants schaffen wir es, die „Time to hire“ deutlich zu senken und auch die Prozesskosten enorm zu reduzieren. Weder ein Fach­experte noch ein Computer alleine ­könnte erreichen, was in ­Kombination ­beider Techniken perfekt funktioniert. Der Ansatz, revolutionäre Technologie und fundierte Erfahrung von Fachberatern zu kombinieren, ist ein neuer Weg für erfolgreiches, modernes Recruiting in der digitalen Welt.

Werkzeuge optimal nutzen

Aufgrund meiner jahrelangen Erfahrung in der Personalbranche kann ich mit ruhigem Gewissen behaupten, dass eine vollständige Digitalisierung der Recruitmentprozesse nicht einfach machbar und auch nicht sinnvoll erscheint. Vielmehr müssen wir lernen, die digitalen Werkzeuge optimal zu nutzen, um kosteneffizient und einfach die besten Mitarbeiter zu finden und einzustellen.

Foto von JobRocker-Gründer Günther Strenn (Foto: JobRocker/Aufreiter)Über den Autor

Günther Strenn ist Gründer der digitalen Headhunting-Plattform JobRocker mit Unternehmensstandorten in Wien und München. Gemeinsam mit seinem Geschäftsführer-Kollegen Hubert Wolfsbauer blickt er auf über 28 Jahre Erfahrung in der Personalberatung und Headhunting in mehr als fünf Ländern zurück. Mit ihrem JobRocker-Team arbeiten sie daran, die klassische Personalberatung disruptiv zu verändern und die noch analoge Branche in eine digitale Zukunft zu führen.

 

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