Vom Kabel ZUR LÖSUNG
Interview mit Johannes Müller

05.01.2022
Für Johannes Müller bedeutet Innovation fortwährendes Abgleichen und Anpassen (c) Dätwyler IT Infra

Johannes Müller ist CEO bei Dätwyler IT Infra AG. Er erzählt, wie innovatives Unternehmertum sein Unternehmen fit für die Zukunft gemacht hat.

hub: Warum sind Innovationen in unserer Region so wichtig?

Johannes Müller: Unsere DACH-Länder sind Hochlohnstandorte. Aber wir punkten z. B. durch den Zugang zu gut qualifizierten Fachkräften. Wir brauchen innovatives Unternehmertum, weil wir es bisher gewohnt waren, dass Entwicklungen relativ langsam geschehen. Jetzt sehen wir uns aber einem sich schnell ändernden Umfeld gegenüber. Nur durch konstante Anpassung und den Mut zu Entscheidungen können wir Erfolge erzielen. Wir selbst sind ein Beispiel dafür, dass Innovation eine Überlebensfrage ist. Wir waren ein klassischer Kabelhersteller und sind heute ein Hightech-Lösungsanbieter. Als ich 2004 ins Unternehmen kam, hatten wir 90 % Kabelumsatz. Aber es hat sich bereits abgezeichnet, dass Kabel zunehmend standardisiert werden. Daher sind wir ins Lösungsgeschäft eingestiegen. Heute bieten wir die gesamte IT-Infrastruktur – Rechenzentren, Glasfasernetze, Dienstleistungen, schlüsselfertige Lösungen. So konnten wir uns weiterentwickeln und nachhaltige Gewinne in allen Regionen erzielen. Unsere Strategie ist global. Wir hätten nirgendwo nur mit Kabeln überleben können.

hub: Wann ist der richtige Moment für derartige Transformationen?

Müller: Wir haben früh ausgelagert, was nicht in Hochpreisregionen passt. Dabei sind wir teilweise auch auf Unverständnis gestossen. Aber dass wir früh und entschlossen gehandelt haben, war über­lebenswichtig. Ich finde, dass man einen Neuaufbau am besten durch das bisherige Kerngeschäft finanziert. Man muss nur rechtzeitig beginnen. Hätten wir gewartet, bis die Gewinne in der Kabeltechnik einbrechen, hätten wir kaum überlebt.

hub: Wie verhindert man, dass Innovationen in die falsche Richtung gehen?

Müller: Wir sind regelmässig bei unseren Kunden und hören genau zu. Wenn man diese Erkenntnisse konsolidiert, bekommt man ein scharfes Bild. Man versteht die Pain-Points und kann seine Strategie anpassen. Man muss letztere aber auch ständig reviewen und aufdatieren.

hub: Was ist für Sie Innovation?

Müller: Früher haben wir gelernt: Erst macht man einen Plan und Spezifikationen, nach zwei bis vier Jahren kommt der Launch. Wir haben Produkte entwickelt und versucht, sie zu verkaufen. Diese Zeiten sind vorbei. Heute arbeiten wir von aussen nach innen und nicht von innen nach aussen. Lösungen entstehen im Austausch mit den Kunden. Und Innovation bedeutet für uns fortwährendes Abgleichen und Anpassen. Ich bin sicher, dass viele Unternehmen bald in diese Richtung gehen werden. Vielleicht nicht alle gleich schnell. Aber in der DACH-Region sind die Voraussetzungen für ein solches Vorgehen gegeben.

hub: Vielen Dank für das Gespräch!

www.itinfra.datwyler.com

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