1.300 Mrd. US-Dollar investiert China in das Projekt „One Belt, One Road“. Das gigantische Infrastruktur-Projekt hat das Ziel, Europa, Zentralasien und den Fernen Osten besser zu vernetzen.
Grosse Pläne
Die Volksrepublik China schmiedet grosse Pläne. Eine „neue Seidenstrasse“ (One Belt, One Road) soll die Wirtschaft, aber auch die Gesellschaft und Politik, über Kontinente hinweg besser miteinander verbinden. Zahlreiche Länder und unterschiedliche Verkehrswege sind daran beteiligt. Hierzulande wird dieses Projekt aber mit einer Mischung aus Skepsis und Hoffnung verfolgt.
Die Schweizer Staatssekretärin Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch ortet mögliche Chancen für mitteleuropäische Firmen: „Österreich, die Schweiz und Liechtenstein haben weitreichende Kompetenzen. Die Schweiz hat in der Wasserkraft eine hohe Expertise. Österreich z. B. im Bereich von Wärmepumpen, Liechtenstein bei Heizkesseln. Das Problem ist, dass unsere Unternehmen zu klein sind. Daher sollte man Konsortien bilden, um den Zugang zu den Projekten zu ermöglichen.“
Auch ÖBB-Holding-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä äusserte bereits die Ansicht, dass es für mitteleuropäische Länder auf jeden Fall von Vorteil sei, an dem Projekt beteiligt zu sein: „Ich glaube, man muss dabei sein, denn es stärkt unseren Wirtschaftsstandort. Nicht dabei zu sein, wäre ein Fehler, immerhin liegen wir an drei transeuropäischen Achsen und wären eine echte Drehscheibe. Gut wäre es, die Breitspuren aus der Ukraine bzw. Slowakei bis Wien zu verlängern. Auf der Breitspur transportieren wir tausende Güter durch Russland und auf den letzten 400 Kilometern nach Wien muss man umladen. Aber ich blicke nicht nur mit Neid nach China, wo 2.000 km Strecke im Jahr gebaut werden. In Europa kann man kaum mehr etwas oberirdisch planen. Doch ich lebe auch gerne in einem sozialen Umfeld, das die Bedürfnisse der Anrainer berücksichtigt.“
Angst vor Innovationsdiebstahl
Manager mit Erfahrung im asiatischen Raum, wie Palfinger-Vorstand Martin Zehnder, weisen allerdings darauf hin, dass es für Geschäfte in China immer von Bedeutung sei, einen einheimischen Partner für ein Joint Venture zu gewinnen. Zehnder erlebte beispielsweise, dass er gleich zwei Joint Ventures benötigte, um ein Grossprojekt sicher über die Bühne zu bringen. „China ist nicht wirklich ein freier Markt, denn die Chinesen machen vieles ausschliesslich mit den eigenen Leuten und den eigenen Investoren. Dadurch entstehen Abhängigkeiten. Deswegen haben wir ein Joint Venture mit einer chinesischen Firma gegründet, denn es gibt viele Lizenzen, die nur Chinesen bedienen dürfen. Dieses Joint Venture mussten wir durch ein zweites Joint Venture absichern. Wir wären nicht die Ersten, die sonst aus dem Markt gedrängt worden wären, nachdem sie vorher ihre Technologien nach China transferiert haben.“
Fotos: Photodune, HKSÖL/lepsifoto
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