Fuhrparks richtig managen

28.07.2020
Furhpark (Quelle: AdobeStock/RAM)

Fuhrparkmanagement für kleine Flotten ist eine Herausforderung, bietet aber auch viele Möglichkeiten. Für uns analysierte Dr. Matthias Prandtstetter die verschiedenen Optionen.

Mobilität ist ein Thema, das in jeder Firma Relevanz hat, zumeist aber zu wenig Aufmerksamkeit bekommt. Man teilt im betrieblichen Kontext in zwei große Themenbereiche: Güter- und MitarbeiterInnenmobilität. Rohstoffe, Arbeitsutensilien und Produkte müssen sowohl angeliefert als auch versendet werden. Auch MitarbeiterInnen müssen mobil sein. Es gilt Dienstwege zu erledigen. Auch der Arbeitsweg darf nicht vernachlässigt werden, da er essenziellen Stellenwert in der Betrachtung der MitarbeiterInnen hat. Betriebliche Mobilität sollte stets allumfassend behandelt werden.

Fuhrparkmanagement

ist eine Begrifflichkeit, die oftmals mit dem Kontext großer Firmen und vor allem dem Gütertransportbereich assoziiert wird. Fuhrparkmanagement sollte aber als ein veralteter Begriff für Mobilitätsmanagement verstanden werden. Dieses betrifft auch mittlere und kleine Unternehmen. Mobilität – vor allem, wenn sie schlecht durchdacht ist – kann ein veritabler Kostenfaktor sein. Besonders kleine und mittlere Unternehmen müssen sich häufig der Frage stellen, ob ein Fuhrpark (und wenn er nur aus einem Fahrzeug besteht) angeschafft werden soll. Es gilt hier besonders eine Kosten-Nutzen-Abschätzung durchzuführen, die u. a. folgende Aspekte berücksichtigt: Wer wird mit dem Fahrzeug unterwegs sein? Welche Strecken (Distanzen) werden üblicherweise mit dem Fahrzeug zurückgelegt? Werden mit dem Fahrzeug (sperrige) Waren befördert? Wie viele Personen sind im Normalfall gemeinsam unterwegs? Wie oft treten Ausnahmen bei der Beantwortung der vorherigen Fragen auf? Können die Ausnahmen mit anderen Mobilitätsangeboten in der Umgebung (z. B. Carsharing, Leihwagen, öffentlicher Verkehr, Fahrrad) erledigt werden? Können die Fahrzeuge im Fuhrpark von MitarbeiterInnen privat genutzt werden? Und zu welchen Konditionen?

Die Planung beginnt

Basierend auf den Antworten auf die oben gestellten Fragen kann man sich nun Gedanken machen, welche Fahrzeuge und wie viele davon für den Fuhrpark optimal wären. Will man zum Beispiel eine Elektrifizierung vornehmen, so sollte man eine relativ hohe Auslastung mit vergleichsweise kurzen Strecken im Bedarf erkennen. E-Fahrzeuge sind im Schnitt in der Anschaffung teurer; die Anschaffungskosten amortisieren sich aber mit hoher Kilometerleistung durch geringere Betriebskosten schnell. Daraus resultiert aber auch, dass E-Fahrzeuge niemals als klassische „Zweitfahrzeuge“ angeschafft werden sollten, die nur für den Notfall in der Garage stehen. Man muss sich überhaupt die Frage stellen, ob „der große Diesel-angetriebene Van mit sieben Sitzplätzen und großem Kofferraum“ eigentlich nur für die Urlaubsfahrt benötigt und in diesem Fall besser durch einen Leihwagen ersetzt wird. Übers Jahr gerechnet sind die Kosten dadurch deutlich geringer, der Komfort ist aber in keinster Weise eingeschränkt. Ganz im Gegenteil hat man so jedes Jahr das neueste Modell auch mit den neuesten Sicherheitsvorrichtungen im Einsatz. Lange Strecken (zum Beispiel eine Fahrt von Wien nach Salzburg) können mit kombinierten Angeboten aus Bahn und Leihwagen nervensparender und auch umweltverträglicher umgesetzt werden.

Die Eckpunkte

Daraus resultierend kann man folgende Eckpunkte für die Planung eines Fuhrparks im Unternehmen zusammenfassen:

  •  Als Basis für eine gute Planung gilt es immer, den Bedarf zu erheben. Die Erhebung kann mit technischen Hilfsmitteln (z. B. Mobility Survey Apps zum Aufzeichnen des Mobilitätsverhaltens) erfolgen, um eine möglichst grosse und auch objektive Datenlage zu erhalten.
  • Für jeden Mobilitätszweck gilt es das jeweils richtige Verkehrsmittel in Betracht zu ziehen. Kurze innerstädtische Wege mit nur einer Person und ohne zusätzliche Fracht bedürfen anderer Mobilitätsformen als Langstreckentransporte von schweren, sperrigen Gütern. Der Umstieg auf den öffentlichen Verkehr oder andere Angebote wie Carsharing und Bikesharing sind oftmals günstige Alternativen.
  •  Um Bedarfsspitzen auszugleichen, kann auf Angebote von Autoverleihern zurückgegriffen werden. Dies stellt eine vergleichsweise billige Variante dar.
  • Der Einsatz von E-Fahrzeugen ist sinnvoll, wenn diese auch entsprechend verwendet werden, da sie sonst relativ hohe Kosten bei geringer ökologischer Wirkung verursachen.  
 

Matthias Prandtstetter

Matthias Prandstetter ist Senior Scientist und Themati­scher Koordinator für Transportoptimierung und Logistik im Center for Mobility Systems am AIT Austrian Institute of Technology. Nach dem Studium und Doktorat der Informatik wechselte er in die angewandte Forschung mit Fokus auf Anwendungen im Bereich der Gütermobilität, des Flottenmanagements wie auch der Optimierung von Verkehrssystemen.

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