Erfolgsfaktor Schweiz

Dienstag, 21.11.2023 - 09:00 - 11:00
Residenz der Schweizer Botschafterin, Wien

Beim Top Talk am 21. November 2023 zeigte Urs Durrer vom Amt für Wirtschaft Kanton Schwyz, dass die Schweiz nicht ohne Grund das innovativste und wettbewerbsfähigste Land der Welt ist. Gemeinsamt mit der Schweizerischen Botschafterin Salome Meyer und dem Swiss Business Hub Austria lud die Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein zur Informationsveranstaltung über den Wirtschaftsstandort Schweiz.

Die hohe Kaufkraft, die hervorragende Infrastruktur und die niedrigen Steuern sind nur drei der zahlreichen Faktoren, die den Standort für Konzerne ebenso wie KMUs hochinteressant machen. „Es ist der Gesamtmix, der die Kraft der Schweiz ausmacht. Was nützen niedrige Steuern, wenn der Rest nicht stimmt?“ so Urs Durrer vom Amt für Wirtschaft Kanton Schwyz.

"Zu den Schlüsselfaktoren des Schweizer Erfolgsrezepts gehören das liberale Regulierungssytem, die föderale Struktur mit hoher kantonaler Autonomie, die gute Infrastruktur, die etablierte Sozialpartnerschaft, das duale Bildungssystem, die exzellenten Universitäten, und das Zusammenspiel zwischen Privatwirtschaft und Forschung.  Über 3% des BIP fliessen in R&D, einer der weltweit höchsten Prozentsätze. All dies zusammen schafft einen wettbewerbsfähigen, innovativen, dynamischen und nachhaltig attraktiven Standort für Unternehmen, Investorinnen und Investoren.", so Botschafterin Salome Meyer.

Souveräne Kantone

Eine Besonderheit der Schweiz ist die Souveränität der Kantone: Sie üben alle Rechte aus, die nicht explizit dem Bund übertragen sind. Im Gegensatz zu Österreichs Bundesländern konkurrieren die Schweizer Kantone untereinander. Jeder einzelne hat eine eigene Steuerhoheit und bemüht sich daher stets um die Schaffung optimaler wirtschaftlicher Rahmenbedingungen

„Die Souveränität der Kantone ist eine Delegation der Kompetenz. Die Kantone delegieren weiter an die Gemeinden. Es handelt sich also um eine Delegation des Vertrauens nach unten“, erklärt Durrer. 

So viel direkte Demokratie macht politisch träge. Aber es hat auch Vorteile, nicht immer voranzugehen: „Dadurch lernen wir aus den Fehlern der anderen.“ Es gibt aber auch Solidarität zwischen den Kantonen: Ein Finanzausgleich findet statt. Das stützt auch Kantone mit schlechteren Rahmenbedingungen in ihrer Selbstständigkeit.

Freiheitlichstes Land

Ein weiterer Erfolgsfaktor der Schweiz ist die geringe Zahl an Regulatorien. Man lebt erfolgreich das Prinzip „hire and fire“. Gewerkschaften haben nur eine marginale Bedeutung. Bei Problemen entscheiden Firmen und Mitarbeiter sehr häufig gemeinsam über Maßnahmen – etwa kürzere oder längere Arbeitszeiten. Das hilft mit, eine Krise schnell zu überstehen, ohne dass Mitarbeitende entlassen werden müssen.

Erfolgsbeispiel Schwyz

Ein Beispiel für das erfolgreiche System der Schweiz ist für Durrer der Kanton Schwyz. Er zeichnet sich durch eine hohe Innovationskraft und sehr niedrige steuerliche Belastung für natürliche ebenso wie juristische Personen aus. „Man muss bei uns ca. bis zum 15.2. arbeiten, bis man seine Steuern für das ganze Jahr abgearbeitet hat“, rechnet Durrer vor. 

Außerdem ist das jährliche verfügbare Einkommen sehr hoch. Allerdings räumt Durrer ein: „Die Schweiz ist nicht attraktiv für Menschen mit niedrigem Einkommen, weil die Lebenshaltungskosten hoch sind. Aber für Besserverdiener ist das Land sehr interessant. Am Ende bleibt für diese mehr übrig“  Der Fokus des Kantons Schwyz liegt auf den Branchen Finanzen, Handel, Life Sciences und Präzisionstechnologie.

Insgesamt sieht Durrer das Kantonsmodell als Erfolg an: Dadurch wurde die Schweiz zum wirtschaftlich „freiesten und innovativsten Land der Welt – das müssen wir auch sein, denn wir haben keine Bodenschätze“. 

Er ist auch für die Zukunft optimistisch: „Solange der Finanzausgleich funktioniert und Themen mittels Volksbegehren nicht von der Kantons- auf die Bundesebene gehoben werden, wird das auch weiter klappen.“

Fotos © HKSÖL/René Brunnhölzl

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