Energiewende: Eine Operation am offenen Herzen!
Top Speakers Lounge "Innovationen für die Energiewende"

v.l.n.r.: Alexander Riklin, Michael Sponring, Petra Stuiber, Urs Meister, Susanna Zapreva, Rudolf Krickl, Barbara Schmidt, Urs Weber © ROBIN CONSULT Lepsi
v.l.n.r.: Alexander Riklin, Michael Sponring, Petra Stuiber, Urs Meister, Susanna Zapreva, Rudolf Krickl, Barbara Schmidt, Urs Weber © ROBIN CONSULT Lepsi
Donnerstag, 10.04.2025 - 18:00 - 21:30
PwC Österreich - Donau-City-Straße 7, 1220 Wien

Österreich hat sich das Ziel gesetzt, bis 2040 klimaneutral zu sein und bis 2030 den Strombedarf zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken. Wie diese Transformation gemeistert werden kann, diskutierten bei der bereits 32. Top Speakers Lounge bei PwC Österreich Susanna Zapreva (Verbund), Michael Sponring (PwC Österreich), Urs Meister (Eidgenössische Elektrizitätskommission ElCom), Barbara Schmidt (Oesterreichs Energie). Geleitet wurde die Diskussion von Petra Stuiber (Der Standard). Allgemeiner Tenor: Man muss mit Fehlern leben lernen.

Dunkelflauten, Solarspitzen und galoppierende Energiepreise – die Energiewende weist viele ungeklärte Fragen auf. Die Drängendste wurde in der „Top Speakers Lounge“ der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein aber gleich zu Beginn geklärt: Wie wirken sich die Zölle von Donald Trump auf unsere Preise aus?

Michael Sponring:

„Wenn heute 125 Prozent Zoll bezahlt werden für Photovoltaik-Module, könnte es passieren, dass die Chinesen uns PV-Module mit hohem Aufschlag verkaufen und es dadurch für uns teurer wird. Oder es kommt anders, und wir bekommen die Überproduktion günstig. Das betrifft auch fossile Energieträger. Billiges Gas aus den USA ist Voraussetzung für günstigen Strom in Europa“, so der Territory Leader Energy, Utilities & Resources, PwC Österreich.

15 Milliarden Euro an unsichere Länder.

Barbara Schmidt:

„Die aktuelle globale Situation zeigt einmal mehr, wie wichtig es ist, das Energiesystem in Österreich und Europa resilient aufzustellen. Wir zahlen aktuell rund 15 Milliarden im Jahr an unsichere Länder für fossile Energieimporte. Wesentlich sinnvoller ist es, in die Transformation, in erneuerbare Anlagen, Speicher und Netze zu investieren – nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch für die Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit.“

Für Susanna Zapreva, Mitglied des Vorstands der  Verbund AG, ist die Energietransformation ein gesamtgesellschaftlicher Wandel.  

„Europa darf nicht den Anschluss verlieren. In China und Nordafrika gibt es eine ganz andere Dynamik. Wir müssen unsere Hausaufgaben lösen, damit Europa wettbewerbsfähig bleibt. Wir sind mitten in einem massiven Transformationsprozess, das ist eine Operation am offenen Herzen. Da ist es normal, dass auch Fehler passieren. Die Politik ist dann oft der Sündenbock. Wir müssen als Gesellschaft lernen, mit Ungewissheiten umzugehen und uns auf die Chancen zu konzentrieren. Dafür braucht es die richtigen Rahmenbedingungen – politisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich.“ 

Sinn ist, sich selbst zu versorgen und nicht die Öffentlichkeit!

Urs Meister:

„Mit dem stark angewachsenen Anteil an erneuerbaren Energien braucht es nun auch effizienter Mechanismen und Anreize, um diese in den Markt aber auch in die Netze zu integrieren. Konsequenterweise müssen sich dann auch die Fördersysteme für Erneuerbare daran ausrichten. Das gilt auch bei der Ausgestaltung von Energiegemeinschaften. Sie sollten stärkere Anreize erhalten, mittels ihres Eigenverbrauchs die Netznutzung effektiv zu reduzieren, um damit auch den Netzausbaubedarf zu reduzieren – aktuell fehlen diese Anreize. Dies könnte beispielsweise durch eine stärkere Ausrichtung der Netztarife an der Leistung korrigiert werden“, so der Geschäftsführer der Eidgenössischen Elektrizitätskommission ElCom.

Ins gleiche Horn stößt Barbara Schmidt:

Die Finanzierung der Netztarife basiert auf einem Solidarsystem, d.h. alle, die Strom aus dem Netz entnehmen, tragen die Netzkosten. Die Situation ist derzeit nicht optimal: Steigende Netzkosten aufgrund des Ausbaus zum Anschluss dezentraler, erneuerbarer Anlagen stehen einem sinkenden Stromabsatz aufgrund höherer Eigenerzeugung und Wirtschaftskrise gegenüber. Daher brauchen wir Maßnahmen, damit die Kostensteigerungen gedämpft werden und die Anzahl der Zahler größer wird. Da gibt es viele Vorschläge, die rasch umgesetzt werden sollten.“ 

Zustimmung auch von Sponring:

„Die Netztarife sollten leistungsabhängig sein, nicht nur für die Industrie, sondern auch für Privatpersonen. In den letzten zwei Jahren haben Hausbesitzer nicht nur 5 kWp, sondern gleich 20 kWp installiert. Dann kam der Energieversorger und hat gesagt: ‚Ich zahle nicht 30 Cent pro kWh, sondern zum Beispiel nur 4.‘ Der Sinn privater PV ist, sich selbst zu versorgen und Netzgebühren zu sparen, aber nicht finanziell von der Energieproduktion zu profitieren!

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Kommentare

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Apr 25

Energiewende

Urs Weber

Spannend, was hier vor uns liegt. Und ich denke, man muss kein unverbesserlicher Optimist sein, um für dieses Segment vor allem auch die Vorteile für den Alpinen Wirtschaftsraum zu sehen! Allerdings müssen wir sicher noch an den Rahmenbedingungen arbeiten, damit sich auch Unternehmen stärker engagieren, die Chancen auch nutzen: von den regulativen Bedingungen her genauso wie vom Kapitalmarkt, den wissenschaftlichen Möglichkeiten genauso wie rund um den Arbeitsmarkt...