Edelsteine als Investment

06.04.2022
Der Wertanstieg von Saphiren liegt bei rund 6 % pro Jahr (c) unsplash_Sabrianna

Edelsteine sind das älteste Investmentgut der Erde, älter als Gold. Wir erleben derzeit eine Hinwendung von Investoren zu alternativen Realinvestments, worunter auch Edelsteine fallen. Erhöhung der Geldmenge, steigende Inflationserwartungen sowie die Unsicherheit durch die Covid-19-Krise sind Schlagwörter, die zu dieser Entwicklung führen. Stets waren Edelsteine ein Zeichen von Reichtum und Macht bei Herrschern, Adeligen und den Oberhäuptern der Kirche. Sie trugen die Steine als Schmuck und füllten ihre Schatzkammern damit. Neben dem schmückenden Charakter fungierten Juwelen aber auch von alters her als Wertspeicher sowie als Fluchtwährung. Es gibt viele historische Berichte und abenteuerliche Aufzeichnungen darüber, wie Edelsteine eine entscheidende Rolle bei einer Flucht oder bei einem Neuanfang spielten. Sie wurden als Zahlungsmittel benutzt und stellten eine nicht monetäre Währung dar. Fünf Tipps für das Investment in die edlen Steine vom Experten Dr. Thomas Schröck, Geschäftsführer des Edelsteinhändlers The Natural Gem GmbH.

Was sind Edelsteine?

Edelsteine können in Form von Mineralien (z. B. Diamant), natürlichen Gläsern (z. B. Obsidian), Steinen (z. B. Opal) und organischem (z. B. Bernstein) sowie biogenem Edelsteinmaterial (z. B. Perle) auftreten (Cibjo – Die Internationale Vereinigung Schmuck, Silberwaren, Diamanten, Perlen und Steine).

Es gibt Kriterien, um als Edelstein zu gelten

  • Transparenz/Reinheit
  • Moshärte > 7
  • Seltenheit
  • Schönheit

In welche Steine lohnt es sich, zu investieren?

Als Investition in Edelsteine wird der physische Kauf von Steinen wie Rubinen, Saphiren, Smaragden, Diamanten und Ähnlichem bezeichnet.

Die Art des Steines ist ein ausschlaggebender Punkt. So eignen sich zu Anlagezwecken am besten die „grossen Drei“: Rubin, Saphir und Smaragd. Aber auch andere Steine wie Tansanite, Spinelle oder Turmaline sind nicht ausser Acht zu lassen. Wenn Menschen an Edelsteine denken, kommt ihnen zumeist als Erstes der Diamant in den Sinn. Dies ist der wohl bekannteste Stein. Er empfiehlt sich jedoch nur bei einer längeren Anlagedauer, für einen kürzeren Zeithorizont ist der Diamant als Investition nicht zu empfehlen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens sind weisse Diamanten nicht so selten wie gedacht, zweitens wird der Markt nach wie vor stark von einigen wenigen Akteuren beeinflusst und drittens sind sie in den letzten 15 Jahren nicht im Wert gestiegen.

Worauf sollte man achten, damit sich die Investition auch rentiert?

Vorweg sei gesagt, dass für einen Laien die richtige Wahl schwierig zu treffen ist. Die Steine sollten auf jeden Fall naturfarben und völlig unbehandelt sein, jedoch geschliffen. Behandlungen „verschönern“ zwar manchen Stein und intensivieren seine Leuchtkraft oder Farbe, aber sie drücken auch seinen Wert. Zu den am meisten verwendeten Behandlungsmethoden zählen das Erhitzen, Bestrahlen und die Rissfüllung mit Ölen, Harzen oder Glas. Wenn Sie in einen Edelstein investieren, achten Sie darauf, dass der Stein nur geschliffen wurde – das gilt nicht als Behandlung. Ein kleiner Teil aller gefundenen Edelsteine ist so schön, dass keine Behandlung erfolgen muss; die Edel­steine werden geschliffen, zertifiziert und dann als Investment gekauft.

Beim Kauf eines Edelsteins ist ein international anerkanntes Zertifikat eines unabhängigen gemmologischen Labors wesentlich (Gemmologie ist die Lehre von den Edelsteinen). Dies dient zur Bestimmung des Steins, als Echtheitszertifikat für den internationalen Markt und gleichzeitig als Absicherung für den Käufer.

Lohnt sich eine Investition in Edelsteine?

Die Diversifikation eines Investitionsportfolios ist durchaus zu empfehlen. Edelsteine wie der Rubin oder Saphir weisen in den letzten Jahren eine Wertsteigerung von rund 6–8 % geometrisch pro Jahr auf. Die Fundmengen gehen seit Jahren zurück, was auch dazu beiträgt, dass durch hohe Nachfrage die Preise steigen. Edelsteine sind zudem volkswirtschaftlich ein „superiores Gut“. Das bedeutet, wenn eine Nation reicher wird, steigt die Nachfrage nach Edelsteinen überproportional zum Zuwachs an Reichtum. Ausserdem brauchen Edelsteine nicht viel Platz und keine speziellen Lagerbedingungen, da sie weder wärme- noch kälteempfindlich sind.

Edelsteine sind in jedem diversifizierten Portfolio gut aufgehoben. Grundsätzlich gilt die Faustregel, rund 10–20 % des ­liquiden Vermögens in Edelsteine zu investieren.

Wie und wo kann man Edel­steine kaufen und verkaufen?

Im Gegensatz zu Gold gibt es für Edelsteine keinen globalen liquiden Markt. Für Edelsteine gibt es namhafte Edelsteinhändler, aber auch Juweliere bieten zum Teil ungefasste Edelsteine an. Seriöse Händler werden dem Kunden bei einer Veräusserung stets behilflich sein. Das kann eine Unterstützung bei der Suche eines neuen Käufers sein, oder ein Rückkauf selbst – zumindest werden sie immer ein Angebot stellen. Ebenso bieten sich Auktionen an, diese können physisch besucht oder aber auch im Internet abgewickelt werden. Anlaufstellen dafür sind Christie’s, Sotheby’s, Dorotheum etc. Bei diesen Auktionen werden Edelsteine im Wert von mehreren Millionen angeboten.   

(c) The Natural Gem GmbH

www.thenaturalgem.com

Zusammenfassung & Tipps

  • Es gibt bei Edelsteinen keine Schnäppchen – sehr wohl gibt es aber angemessene Preise. Hüten Sie sich vor Billigangeboten im Urlaub!
  • Kaufen Sie nur Steine, die „leben“. Der Stein sollte funkeln und Reflexionen im Licht werfen – er sollte Freude bereiten.
  • Nur solche Steine, die Ihnen auch selbst gefallen, sollten in Betracht gezogen werden    
  • Edelsteine speichern Wert auf kleinstem Raum, brauchen keine speziellen Lagerbedingungen und keine zusätzliche Aufmerksamkeit    
  • Edelsteine können frei und leicht transportiert werden.
  • Achten Sie beim Kauf eines Edelsteins auf das dazugehörige Zertifikat. Dieses sollte von ­einem unabhängigen gemmologischen Labor stammen.         
  • Bewahren Sie Edelsteine und Zertifikate getrennt voneinander auf.

Dr. Thomas Schröck

(*1971) ist Geschäftsführer des Edelsteinhändlers The Natural Gem GmbH, den er zusammen mit Patrick-Noël Herold-Gregor gegründet hat. Der studierte Ökonom hat Lehraufträge an Universitäten und Fachhochschulen in Krems, Wien, Graz, Leipzig und Priština, war Unternehmensberater und von 2001 bis 2003 Geschäftsführer der Julius Raab Stiftung. Sein Buch „Investieren in Edelsteine“ wurde im Vorjahr neu aufgelegt.

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