44.500 Euro brutto im Jahr – so hoch ist derzeit das mittlere Bruttojahreseinkommen (Median) von Beschäftigten in Österreich. Das zeigt der StepStone-Gehaltsreport 2022, für den die digitale Recruiting-Plattform rund 21.000 Datensätze ausgewertet hat.
Im Vergleich zum Vorjahr sind das 500 Euro weniger. Vergleicht man die Bruttodurchschnittsgehälter, sieht man einen etwas stärkeren Rückgang von 52.255 Euro (2021) auf 49.609 Euro (2022). Da der Durchschnittswert aber sehr anfällig auf Ausreißer wie besonders hohe oder niedrige Gehälter ist, ist er mit Vorsicht zu betrachten. Ausgewertet wurden Gehälter von Vollzeitangestellten inklusive aller Sonderzahlungen und Boni.
Gehälter in Österreich im Überblick
50 Prozent der Österreicher*innen verdienen heute zwischen 35.000 und 58.350 Euro. 25 % verdienen mehr als 85.350 Euro. Das höchst genannte Gehalt lag bei 292.000 Euro (CEO, Pharmabranche), das niedrigste genannte Gehalt bei 13.860 Euro (Logistik).
Wenig überraschend führen Wien (46.800 Euro) und Vorarlberg (46.450 Euro) die Gehaltsspitze an. Aber auch in Oberösterreich und Salzburg nehmen Angestellte noch mehr als 44.100 Euro brutto im Jahr mit nach Hause. Schlusslicht ist wie schon im letzten Jahr das Burgenland: Hier werden Beschäftigten im Mittel rund 7.700 Euro weniger ausbezahlt als etwa in Wien.
Im Städtevergleich führen auch in diesem Jahr Bregenz (48.280 Euro) und Wien (46.800 Euro), gefolgt von Innsbruck (45.850 Euro), Graz (43.400 Euro) und St. Pölten (42.000 Euro).
Pharma, Energiewirtschaft und Medizintechnik an der Spitze
Die höchsten Gehälter erzielen Ärzte*Ärztinnen (73.500 Euro), Manager*innen (62.475 Euro), Consultants (50.700 Euro) sowie Fachkräfte aus Recht und IT (jeweils 50.000 Euro).
Bei den Branchen führt in diesem Jahr die Pharmabranche (56.000 Euro) das Ranking an, dicht gefolgt von Energiewirtschaft (53.200 Euro), Medizintechnik (51.660 Euro) und dem Bankwesen (50.700 Euro). Die Branche mit dem niedrigsten Mediangehalt ist das Gastgewerbe. Beschäftigte aus Hotellerie und Gastronomie kommen auf ein mittleres Bruttojahresgehalt von 33.320 Euro – wobei es hier große Unterschiede zwischen den Berufen gibt. Mit einem Lehrberuf verdient man rund 38.000 im Jahr – ebenso in der Pflege.
Bei der Höhe des Gehaltes spielt es außerdem eine wesentliche Rolle, in welchem Unternehmen man angestellt ist. Generell gilt hier die Faustregel: Je größer ein Unternehmen, desto höher die Gehälter.
Führungskräfte verdienen ein Viertel mehr als der Durchschnitt
Personalverantwortung zahlt sich aus: Führungskräfte verdienen im Schnitt 10.000 Euro und damit 24 % mehr als Beschäftigte ohne Personalverantwortung.
Doch auch mit der Berufserfahrung steigen die Gehälter. Das mittlere Einstiegsgehalt liegt aktuell bei 35.000 Euro. Mit 6-10 Jahren Berufserfahrung verdienen Beschäftigte rund 45.850 Euro jährlich. Am besten verdienen Beschäftigte mit mehr als 25 Jahren Berufserfahrung (53.765 Euro).
Wer keine Ausbildung an einer Universität abgeschlossen hat, verdient rund 18.000 Euro weniger im Jahr als Akademiker*innen. Bislang waren die Abschlüsse von Fachhochschulen tendenziell etwas geringer bezahlt als jene von Universitäten – das hat sich in diesem Jahr geändert: Ein Bachelor (FH) verdient im Mittel 45.000 Euro im Jahr, ein Bachelor (University) 42.500 Euro. Am meisten verdienen approbierte Ärzte*Ärztinnen (73.500 Euro) und Arbeitnehmer*innen mit Doktortitel (65.000 Euro).
Auch im Branchenvergleich zeigt sich, dass Angestellte mit Studium durchwegs besser verdienen als jene ohne höheren Abschluss. Wer nicht studiert hat, verdient am meisten als Geschäftsführer*in, in diesem Beruf erzielen Nicht-Akademiker*innen die höchsten Gehälter.
Frauen verdienen weiterhin deutlich weniger als Männer
Das Gehalt in Österreich ist ungerecht. So zeigt zum Beispiel der unbereinigte Gender-Pay-Gap, dass Frauen im Schnitt für einen Vollzeitstelle rund 6000 Euro und damit 13 % weniger verdienen als Männer. Laut den offiziellen Zahlen von Statistik Austria waren es im Jahr 2022 sogar 18,9 % – deutlich mehr als die 10,8 % im selben Jahr in der Schweiz (laut Schweizer Bundesamt für Statistik).
„Wir sind überzeugt: Gehaltstransparenz ist ein wesentlicher Schlüssel, um in Zukunft für faire und gleichberechtigte Gehälter zu sorgen“, sagt Nikolai Dürhammer, StepStone Managing Director AT & CH.
Zwei Drittel fühlen sich unterbezahlt
Eine begleitende Befragung zum Gehaltsreport im Juli 2022 unter 2000 Befragten zeigt: 33 % der Beschäftigten fühlen sich „deutlich unterbezahlt“ und weitere 35 % finden, eine Bezahlung von 100-300 Euro netto mehr pro Monat wäre fairer. 29 % sind mit ihrem Gehalt (relativ) zufrieden und 4 % geben an, mehr als genug zu verdienen.
Im deutschsprachigen Raum ist Österreich das einzige Land, in dem verpflichtend eine Gehaltsangabe in der Stellenausschreibung enthalten sein muss. Dabei handelt es sich allerdings in der Regel um das Mindestentgelt brutto für 14 Monatsgehälter – und das schreckt einige Bewerber*innen ab: Die Hälfte der Kandidat*innen bewirbt sich eher, wenn das angegebene Gehalt ihren Vorstellungen entspricht. Das Wunschgehalt nach oben verhandeln lieber Männer, weibliche Kandidatinnen verschreckt ein zu niedriges Gehalt im Inserat eher und jede*r Sechste bewirbt sich nicht, wenn das angegebene KV-Gehalt deutlich zu niedrig ist.
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