Der Arzt am Schirm
Telemedizin als erweiterte Möglichkeit der Arztkonsultation

24.02.2021
Digitale Arztkonsultation
Digitale Arztkonsultation als zusätzliche Lösung (Quelle: Adobestock/Geber86)

Die Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein greift laufend aktuelle Themen auf. In einem Webinar unter dem Titel "Digital Innovation in Healthcare - COVID-19 als Chance" beleuchten renommierte Experten die Zukunft der Medizin. Wir fassen die spannendsten Aspekte zusammen.

Der rechtliche Rahmen

Eva Höltl, Leiterin des Gesundheitszentrums der Erste Bank in Österreich, sieht den rechtlichen Rahmen der Telemedizin als gegeben an: "Telemedizin ist nicht verboten. Seit 2019 darf man unter bestimmten Voraussetzungen - z. B. dass es sich um bereits bestehende Patienten handelt - telemedizinisch behandeln." Sie meint, dass Telemedizin ein großer Vorteil für die Menschen sei, die nicht zum Arzt gehen können, beispielsweise weil sie in entlegenen Gegenden wohnen. Sie betonte aber auch, dass man Telemdizin nicht für sich alleine stehen lassen soll, sondern dass sie Teil eines integrierten Ansatzes sein soll.

Gelebte Telemedizin

Andrea Braga ist Facharzt für Orthopädie, Sport sowie Gründer und CEO von eeDocters. Dabei handelt es sich um eine Gruppenpraxis in Bern, die auch in Österreich tätig und hier das erste zertifizierte Unternehmen für Telemedizin ist. eeDocters hat hochkräftige Mediziner im Portfolio. Laut Braga liegt das nicht zuletzt daran, dass da Modell auch gut in Lebensphasen der Mediziner integriert werden kann, in denen man nicht den ganzen Tag in einer Klinik oder Praxis arbeiten kann.

Bei der Auswahl der Mitarbeiter wird größten Wert darauf gelegt, dass die Kandidaten das medizinische Handwerk beherrschen. Aber auch der Umgang mit digitalen Mitteln spielt eine große Rolle. Denn entgegen der sich anbietenden Vermutung erfordere Telemedizin wesentlich mehr Kommunikation, als wenn der Patient vor Ort ist.

Laut Braga sind die häufigsten Anrufgründe bei eeDoctors allgemeinmedizinisches Grundhandwerk: Im Winter rufen Menschen mit Fieber oder Husten an. Insektenstich und Durchfall sind Hauptprobleme im Sommer. Danach folgen Fragen zu medikamentösen Therapie - wie darf man Medikamente kombinieren, was bedeutet ein besimmter Hinweis im Beipacktext? Das Alter der Patienten reicht von 3 Monaten bis zu 79 Jahren. Eine Konsultation dauert ca. 10 Minuten.

Corona-tauglich

Harald Schnidars Unternehmen Scarletred hat sein Headquarter in Wien. Gegründet 2014 am Campus Vienna Biocenter, folgte schon bald die Expansion in die USA. Das Produkt, die App Scarletred, dient der Einordnung von Hautrötungen. Statt der subjektiven Beurteilung von Veränderungen, erkennt dank eines kleinen Stickers die App alles, was das Bild beeinflussen könnte. Schnidar hat mit seinem Team innerhalb von nur zwei Monaten ein neues coronabezogenes Produkt entwickelt. Die neue CE-zugelassene App kann Symptome in Fragebögen erfassen, Reisegewohnheiten einpflegen und so zu einer Risikobeurteilung kommen. Schnidar fasst die App folglich zusammen: "Wir haben die Hotline 1450 dadurch entlastet. Unsere App ist eine wichtige Ergänzung zum klassichen medizinischen Serivce, kein Konkurrenzprodukt."

Mit Video gegen Einsamkeit

Markus Schwarz von SeneCura setzt Videotelefonie für die seelische Gesundheit in den Heimen der Gruppe ein: "Wir haben überlegt, wie wir gerade in der Zeit des Besucherstopps Wege finden könnten, um Besuche zu ermöglichen. Da war Videotelefonie natürlich ideal. 75 % der Befragten waren damit sehr zufrieden. Und das, obwohl auch die Besucher nicht sehr jung sind."

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